Trend zu höheren Schulabschlüssen

Bildungsbericht im Kabinett Trend zu höheren Schulabschlüssen

Bildungsbeteiligung und Bildungsstand der Bevölkerung entwickeln sich weiter positiv – so das Fazit des sechsten nationalen Bildungsberichts. Das Kabinett hat ihn zur Kenntnis genommen und der Stellungnahme der Bundesregierung zugestimmt.

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Die Fakten des 6. Nationalen Bildungsberichts sprechen für sich: Immer mehr Kinder unter drei Jahren besuchen Betreuungseinrichtungen - insgesamt 33 Prozent im Jahr 2014. Zwischen 2013 und 2015 entstanden fast 90.000 zusätzliche Plätze in der Kindertagesbetreuung. Die Bildungsbeteiligung von unter Dreijährigen liegt bei 51,9 Prozent in Ostdeutschland und 28,2 Prozent in Westdeutschland. "Der Bund hat nochmals 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka in der Fragestunde im Deutschen Bundestag. Bund und Länder wollten gemeinsam die Qualität der Kinderbetreuung weiter erhöhen.

Der Trend zu höheren Schulabschlüssen ist ungebrochen. Nur knapp sechs Prozent der Schüler verließen 2014 die Schule ohne Abschluss. 2006 waren es noch acht Prozent. Wer einen Ausbildungsplatz sucht, kann aus einem immer besseren Angebot wählen. Die Zahl der Studienanfänger lag 2015 bei 58 Prozent und überstieg damit erneut die von Bund und Ländern gesetzte Zielmarke von 40 Prozent eines Jahrgangs. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Bund investiert

Bildungserfolg und Chancengerechtigkeit sind zentrale Ziele der Bundesregierung. Die Bildungsausgaben des Bundes sind 2015 auf 9,1 Milliarden Euro gestiegen - ein Zuwachs von 80 Prozent gegenüber dem Jahr 2008.

Der Bund investiert zum Beispiel in frühe Sprachförderung, die Stärkung der beruflichen Bildung, bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Bund und Länder haben deshalb den Hochschulpakt 2020 aufgestockt, den Qualitätspakt Lehre und die Qualitätsoffensive Lehrerbildung vereinbart. Zwei Milliarden Euro seien allein dafür da, um die Betreuung der Studierenden und die Qualität der Lehre an den Hochschulen zu verbessern. "Das ist einmalig", betonte die Bundesbildungsministerin.

3,5 Milliarden Euro stellt der Bund des Ländern bereits für Investitionen, zum Beispiel für die energetische Schulsanierung, zur Verfügung. "Dieses Programm ist nichts Neues, das läuft bereits", sagte Wanka. Bund und Länder hätten vereinbart, dass auch finanzschwache Kommunen davon Geld für ihre Bildungsinfrastruktur bekommen sollten. Dies müsse nun gesetzlich umgesetzt werden. Sie wolle außerdem Anfang Dezember mit den Ländern über ihren Vorschlag für einen Digitalpakt sprechen.

Schwerpunkt: Menschen mit Migrationshintergrund

Schwerpunkt des Berichts ist die Bildungsentwicklung bei Menschen mit Migrationshintergrund. Zehn Jahre nach dem ersten Bildungsbericht haben sich Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg bei Menschen mit Migrationshintergrund verbessert.

Mehr unter Dreijährige mit Migrationshintergrund besuchen Betreuungseinrichtungen. Im Grundschul- und im Sekundarbereich haben sich die Kompetenzen der Schulkinder verbessert. Weniger ausländische Jugendliche gehen ins Übergangssystem zwischen Schule und Beruf. Der Studierendenanteil von Migranten hat sich erhöht. Der Bund werbe mit seinen Programmen verstärkt um Migranten als Lehrer und betriebliche Ausbilder, so Wanka. Wichtig sei auch, dass die Länder die Anerkennung für zugewanderte Erzieher und Lehrer aus Drittstaaten regeln.

Das Thema Integration erhält durch die Zuwanderung nach Deutschland eine neue Dimension. Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der Bund, Länder und Kommunen gemeinsam beitragen. Die Bunderegierung hat in erheblichem Umfang finanzielle Mittel bereitgestellt. Sie hat neue Fördermaßnahmen begonnen oder bestehende Maßnahmen für die Integration von Flüchtlingen in Bildung ausgeweitet.

Herausforderungen bleiben

Der Bildungsstand der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Demgegenüber stehen Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss erwerben oder ohne berufliche Qualifikation in das Erwerbsleben starten. Diese Gruppen sind weiterhin zu groß. Sie steigen in jüngster Zeit aufgrund der Zuwanderung von Schutz- und Asylsuchenden wieder an. "Wir setzen mehr Mittel ein, um zu verhindern, dass zu viele in diesem Übergangssystem hängen bleiben", sagte Wanka.

Auch wenn mehr Menschen gute Bildung erhalten, nehmen demnach nicht alle gleichermaßen daran teil. Deshalb ist der Blick zukünftig verstärkt auf die Gruppe der formal gering oder nicht Qualifizierten zu richten.

Zudem ist es dem Bericht zufolge im Bildungssystem trotz Fortschritten noch nicht gelungen, den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg nachhaltig aufzubrechen: "Die Integration von Schutz- und Asylsuchenden in die deutsche Gesellschaft und die besondere Rolle, die zunächst dem Bildungssystem, im Weiteren aber auch dem Beschäftigungssystem zukommt, wird zentrale Aufgabe aller im Bildungs- und Ausbildungssystem Verantwortlichen sein – und das nicht nur kurzfristig und unabhängig davon, wie sich die Zuwanderung künftig entwickeln wird", schreiben die Autoren des Berichts.

Der Nationale Bildungsbericht gibt seit 2006 alle zwei Jahre einen Überblick über das gesamte Bildungswesen. Er erstreckt sich von der frühkindlichen Bildung über den Schulbereich, die berufliche Ausbildung und die Hochschule bis hin zur Weiterbildung. Den Bildungsbericht erstellt eine unabhängige wissenschaftliche Autorengruppe. Auf 349 Seiten beleuchtet der diesjährige Bericht Entwicklungen im Zeitverlauf, identifiziert Trends und verdeutlicht Handlungsbedarf. Finanziert wird der Bericht vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK).